Auch Männer vor häuslicher Gewalt schützen

Mindestens ein fünftel aller Opfer von häuslicher Gewalt sind Männer. Es werden seit wenigen
Jahren Strukturen aufgebaut, um diese Männer zu unterstützen. Dort gibt es aber noch
Nachbesserungsbedarf, deshalb fordern wir:

  • Das Angebot der Hilfehotline für Männer soll weiter ausgebaut werden. Insbesondere soll das1.
    fremdsprachige Angebot auf mindestens sieben Sprachen (Deutsch, Englisch, Türkisch,
    Russisch, Französisch, Spanisch und Italienisch) ausgebaut und auf der Internetseite der
    Hotline besser beworben werden. Sie soll auch so ausgebaut werden, dass sich die Männer an
    keine Geschäftszeiten der Hotline halten müssen und die Telefonnummer und der Onlinechat
    an allen Wochentagen zu allen Uhrzeiten verfügbar ist.
  • Durch gezielte Werbung via Social Media (Instagram, Facebook, Twitter und LinkedIn) soll das2.
    Hilfetelefon weiter ausgebaut werden. Es soll desweitern Werbung durch Öffentlichkeitsarbeit
    durch Flyeraktionen im sozialen Umfeld, bei Ärztinnen und Ärzten, Kirchen und Pflegediensten
    angeboten werden.

 

Begründung:

Laut einer Auswertung einer Kriminalstatistik des BKA sind ein fünftel derer, die von häuslicher
Gewalt in einer (Ex-)Partnerschaft betroffen sind, Männer. Die Zahl der Männer, die von ihren
Partnerinnen oder Partnern Gewalt erfahren, könnte aber auch höher sein, da Männer seltener als
Frauen die häusliche Gewalt zur Anzeige bringen. Erst seit 2019 wird den betroffenen Männern
aktiv Hilfe angeboten.
Seitdem gibt es eine Hilfehotline für Männer, aus der aus der Startseite nicht genau hervorgeht, in
wie vielen Sprachen sie verfügbar ist, während man auf der Homepage für das Hilfetelefon der
Frauen direkt sieht, dass es in 18 Sprachen verfügbar ist. Das Hilfetelefon ist 24/7 für die
betroffenen Frauen sowohl im Onlinechat als auch per Telefon da. Beim Hilfetelefon für Männer
müssen sich die Betroffenen an Geschäftszeiten von Montag – Freitag und fünf Stunden an vier
Tagen im Chat halten. Das ist als sehr kritisch zu sehen, da der Partner oder die Partnerin nicht
vor Ort sein darf, wenn das Opfer sich an das Hilfetelefon wenden soll. Durch Öffnungszeiten der
Hotline wird dies unnötig erschwert und das Angebot ist damit nicht so niederschwellig, wie es
sein soll. Das Hilfetelefon für Frauen wird von allen 16 Bundesländern, dem Bund selbst, 28
Organisationen und sechs privaten Unternehmen unterstützt. Das Hilfetelefon für Männer wird
hingegen nur von vier Bundeländern und drei Organisationen unterstützt. Zu diesen
Bundesländern gehören sowohl Bayern und Baden-Württemberg und die AWO Augsburg
unterstützt das Hilfetelefon. Dennoch sollten ebenfalls alle 16 Bundesländer dabei
zusammenarbeiten.
Der Bedarf für das Hilfetelefon für Männer könne, mit Blick auf Großbritannien, wo es seit 14
Jahren eine Hotline für Gewalt gegen Männer gibt, generell noch viel größer sein als gedacht. Die
Öffentlichkeitsarbeit der britischen Website findet dabei hauptsächlich über soziale Medien
(Instagram, Facebook, Twitter und LinkedIn) statt. Über ein dreiviertel der Männer, die die Hotline
kontaktieren, informieren sich jetzt schon über das Internet. Dies muss auch in Deutschland durch
gezielte Verwendung von sozialen Medien gestärkt werden. Dadurch können die bestehenden
Strukturen besser ausgebaut werden.

 

Laura Kim Gehring (BAY-Schwaben-Neu-Ulm)